Je mehr Verbote und Tabus eine Gesellschaft einschränken, umso größer ist die Versuchung, sie zu umgehen. Etwa im Iran: Dort herrscht seit der. Ali Soozandehs Thema sind der tägliche zivile Ungehorsam gegenüber den religiösen Machthabern und die Tabubrüche in der Gesellschaft von Teheran. Kritik von Silvia Bauer zu Teheran Tabu, D/Ö 2017, R: Ali Soozandeh. Artechock - das Münchner Filmmagazin. (Kinostart: 16.11.) Sündenbabel im Iran: Der Animationsfilm von Regisseur Ali Soozandeh porträtiert eine zynische Gesellschaft, die vor allem durch Doppelmoral zusammengehalten wird – mit beeindruckend expressiver Optik und kolportagehaften Konflikten. Je mehr Verbote und Tabus eine Gesellschaft einschränken, umso größer ist die Versuchung, sie zu umgehen. Etwa im Iran: Dort herrscht seit der Islamischen Revolution 1979 ein theokratisch-repressives System, das alle Bürger bis in ihre intime Privatsphäre hinein reglementiert. Da kann eine unbedachte Liebesnacht ebenso verhängnisvolle Folgen haben wie ein dummer Telefonstreich. Info Teheran Tabu Regie: Ali Soozandeh, 96 Min., Deutschland/ Österreich 2017; mit: Arash Marandi, Alireza Bayram, Zahra Amir Viele Leute verwenden ihre Kraft darauf, nach außen ständig einen wohlanständigen Schein zu wahren, weil oftmals absurde Regeln dies vorgeben. Gleichwohl weiß jeder, wie man diese Regeln umgehen kann – allerdings ist das Risiko hoch. Wer kein Geld zum Bestechen, Beziehungen oder genug innere Widerstandskraft hat, zahlt im schlimmsten Fall mit seiner Freiheit oder gar seinem Leben. Scheitern, Anpassung oder Exil Der Animationsfilm 'Teheran Tabu' porträtiert in miteinander verschränkten Episoden vier junge Iraner in der Hauptstadt, die alle auf jeweils eigene Art versuchen, ihre Spielräume auszureizen. Manche scheitern tragisch, manche arrangieren sich wohl oder übel mit dem System – andere sehen für sich nur den Ausweg, ihr Land zu verlassen. Offizieller Filmtrailer Hausfrau + Prostituierte sind befreundet Dabei stehen zwei gegensätzliche Frauen im Mittelpunkt: Sara (Zar Amir Ebrahimi) und Pari (Elmira Rafizadeh). Erstere lebt das Musterleben einer gehorsamen Iranerin. Gemeinsam mit ihrem Mann und den Schwiegereltern lebt sie in einer Neubauwohnung in einem guten Viertel. Es wird von Sara erwartet, sich mit ihrer Rolle als Hausfrau und baldiger Mutter zu bescheiden, doch insgeheim träumt die junge Frau davon, als Lehrerin zu arbeiten. Ihr Gatte Mohsen (Alireza Bayram), ein Bankangestellter, mag davon nichts wissen. Auch Pari ist verheiratet; allerdings sitzt ihr drogenabhängiger Mann im Gefängnis und willigt nicht in eine Scheidung ein. Um den Lebensunterhalt für sich und ihren stummen fünfjährigen Sohn Elias (Bilal Yasar) zu verdienen, prostituiert sich die kämpferische Pari – unter anderem bei einem angesehenen Richter (Hasan Ali Mete), der ihr eine Wohnung zur Verfügung stellt. Als Nachbarinnen freunden sich die beiden Frauen an. Reparatur des Jungfernhäutchens Den Studenten und Musiker Babak (Arash Marandi) und das Mädchen Donya (Negar Mona Alizadeh) hingegen verbindet ein drogenvernebelter one-night stand in einem illegalen club. Danach verlangt die verzweifelte Donya von ihm, einen zwielichtigen Arzt zu bezahlen, damit er ihre Jungfräulichkeit wiederherstellt; andernfalls werde ihr Verlobter sie umbringen. Vergeblich versucht Babak, das Geld aufzutreiben. In 'Teheran Tabu' blicken Exiliraner auf ihre frühere Heimat. Regisseur Ali Soozandeh verließ als 25-Jähriger sein Geburtsland; er lebt seit 1995 in Deutschland.
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March 2019
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