Wunderbar witzig ist bebildert: Für jedes Stück, das neu herauskommt, wurde ein Foto an der passenden Berliner U-Bahn-Station gemacht. „Don Giovanni“ wartet also an der Jungfernheide auf seine Premiere, Händels „Giulio Cesare“ am Kaiserdamm, Offenbachs „Belle Hélène“ räkelt sich an der Schönleinstraße – und das Bild zur Kinderoper „Das Gespenst von Canterville“ entstand natürlich an der Schloßstraße. Denn in einem historischen Adelssitz spielt Oscar Wildes Erzählung, die der Berliner Komponist Marius Felix Lange 2013 im Auftrag des Zürcher Opernhauses vertont hat. In der Schweizer Metropole ist derzeit Andreas Homoki Musiktheaterintendant, s Vorgänger an der Komischen Oper. Und so wundert es kaum, wenn die deutsche Erstaufführung der Produktion nun an der Behrenstraße herauskommt. Nicht als Education-Randprogramm in einer Nebenspielstätte, sondern auf der großen Bühne. Über 1000 Kinder mit ihren Eltern füllen also bei der Premiere am Sonntag das Rokoko-Rund des Saales – und erleben einen markerschütternden Stückstart: Zu Horrorfilmklängen aus dem Orchestergraben hebt sich der Vorhang, ein mittelalterlicher Rittersaal wird sichtbar (Bühne: Paul Zoller), trübes Licht fällt schräg durch blutrote Vorhänge, im Kamin lodert ein Feuer. Aus dessen Flammen springt plötzlich der bleichgesichtige Geist mit Zottelhaaren hervor, erweckt eine menschengroße Riesenratte zum Leben, lässt die Ritterrüstungen tanzen, entzündet mit lautem Knall die Fackeln an den Wänden, die von abgeschlagenen Armen gehalten werden.
0 Comments
Leave a Reply. |
AuthorWrite something about yourself. No need to be fancy, just an overview. Archives
March 2019
Categories |